Diskrepanz denken: Günther Anders’ Politik der Erkenntnis

Publikation: KonferencebidragKonferenceabstrakt til konferenceForskningpeer review

OriginalsprogTysk
Publikationsdato2017
StatusUdgivet - 2017
BegivenhedInterdisciplinäre Tagung Technik – Macht – Gewalt: Günther Anders und die Politik/das Politische - Universität Freiburg, Freiburg, Tyskland
Varighed: 16 nov. 201718 nov. 2017
http://www.guenther-anders-gesellschaft.org/veranstaltungen/guenther-anders-tagung-2017/

Konference

KonferenceInterdisciplinäre Tagung Technik – Macht – Gewalt
LokationUniversität Freiburg
Land/OmrådeTyskland
ByFreiburg
Periode16/11/201718/11/2017
AndetSchon länger besteht der Verdacht, dass die zentrale Frage nach der Rolle der Technik in der Moderne sich nicht auf das Problem von richtigem und falschem Gebrauch reduzieren lässt. Eine radikale Position nimmt in dieser Hinsicht Günther Anders (1902‐1992) ein. Früh äußerte er die Befürchtung, die moderne Technik sei nicht mehr durch kontrollierte Verwendung zu domestizieren und verwandele den Menschen sukzessive in ein antiquiertes Geschöpf. Zu steil jedoch erschien in der fortschrittsoptimistischen Nachkriegszeit seine These, mit der Erfindung der Maschine werde die Technik zur alles dominierenden gesellschaftlichen und politischen Macht, zum „Subjekt der Geschichte“.<br/>Inzwischen vernimmt man den Namen Anders zwar wieder häufiger, vor allem in der Technik‐ und Medientheorie. Unterbelichtet aber blieb dabei bisher der Aspekt des Politischen/der Politik. Dem will die interdisziplinäre wissenschaftliche Tagung mit dem Titel Technik – Macht – Gewalt nachgehen.<br/>Gesucht sind Beiträge, die sich dezidiert mit Günther Andersʼ PoliƟkverständnis, seiner Vorstellung von Macht, Herrschaft und Entfremdung im „Weltzustand Technik“, dem spezifischen Subjektcharakter der Technik (und ihrem Verhältnis zur ökonomischen Sphäre), aber auch Andersʼ Überlegungen Zu unterschiedlichen Protestformen und seinem Aufruf zum gewalttätigen Widerstand gegen die Atomwirtschaft auseinandersetzen.<br/>Wie bestimmt Anders den Ort des Politischen (etwa im Unterschied zu Hannah Arendt oder den Ansätzen Jean‐Luc Nancys, Jacques Rancières, Chantal Mouffes, Ernesto Laclaus u.a.)? Welche Politik verfolgt die Technik? Welche Matrizen prägen welche Subjekte – oder vereiteln die technologischen Dispositive in der andauernden Epoche der Antiquiertheit des Menschen letztlich i.e „Wiederzusammensetzung eines neuen Subjekts“ (Giorgio Agamben)? Kann man in der atomaren „Endzeit“ noch politisch handeln (und wenn ja: in welchen Formen und Grenzen)? Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang Andersʼ frühe postfundamentalistische Anthropologie der Weltfremdheit, die in<br/>den Aufruf mündet, ‚in die Praxis zu desertieren‘? Wo lässt sich das Andersʼsche Technikverständnis und seine Idee des Politischen an jüngere Debatten über die Agency der Technik, das Konzept der Akteur‐Netzwerk‐Theorie oder die Ökologie der Medien anschließen? Nicht zuletzt steht die Frage im<br/>Raum, inwiefern sich der bisweilen als konservativer Kulturkritiker abgestempelte abtrünnige Heidegger‐Schüler in die linksheideggerianische Tradition politischen Denkens einordnen und für gegenwärtige – nicht nur technikphilosophische, sondern auch politiktheoretische – Debatten fruchtbar<br/>machen lässt.
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