Abstract
Resümee – deutsch
Wenn Motivation als Steuerungsobjekt gesetzt wird in der Theorie und Praksis, begegnen sich subjektive und objektive Aspekte menschlicher Tätigkeit und aus diesem Grund ist die Motivationsforschung ein zentrales Feld, um Subjektivität zu verstehen. In diesem Artikel zeigen wir durch eine Reartikulation einer Schulverweisstudie (Krivekov, 2013), die Motivation als zentrales Erklärungsmittel setzt, auf Tendenzen und Probleme der Mainstream Motivationstheorien in einer Kritisch psychologischen und einer semiotischen Perspektive. Erstens zeigen wir, wie die Dichotomie zwischen Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Bedingtheit in dominanten Motivationstheorien oft entweder reproduziert oder vermieden wird. Diese Tendenz schlägt sich auch in Krivekovs Studie nieder, indem ihre InformantInnen als je nach Beurteilung einer Handlung entweder als sozial bedingt oder als selbstbestimmt konzeptualisiert werden. Zweitens lässt sich auch zeigen, wie ‚Sinn‘ sich durch Krivekovs empirische Arbeit als wichtig zeigt aber aufgrund der theoretisch verkürzten Grundlage nur als Abstraktum behandelt werden kann. Eine Erweiterung der Motivationstheorie durch den Begriff von Sinn durch Osterkamp wird als Lösung dieser individualisierenden Konzeptualisierung von Motivation vorgeschlagen. Drittens argumentieren wir, dass der theoretischen Bezug des Sinnes zu gesellschaftlichen ‚Notwendigkeiten‘ wenig Möglichkeit hinterlassen, die kulturell vermittelten Verhandlungen darüber, was als sinnvoll gelten soll, zu thematisieren. Darum zeigen wir auf Möglichkeiten durch eine semiotischen Perspektive, Krivekovs empirische Arbeit neu zu interpretieren und sowohl die Teilnahme der InformantInnen als Krivekovs Arbeit als Forschende als Teil gesellschaftlicher Anerkennungskämpfe zu verstehen. Wir hoffen durch dieser Reartikulation einer konkreten Motivationsstudies, die Motivationsforschung dazuzubringen, ‚den Sinn der Sache‘ im Auge zu behalten.
Abstract – English
When Motivation is set as intervention object in theory and practice, subjective and objective aspects of human activity encounter one another and therefore motivation research is a central field for understanding subjectivity. In this article, we will focus on a school expulsion study (Krivekov, 2013) which sets motivation as central explanatory means and through a rearticulation hereof show tendencies and problems in the mainstream motivation theories in a Critical psychological and a semiotic persepctive. First, we show how the dichotomy between self-determination and social/societal conditioning is often either reproduced or ignored in the dominating motivation theories. This tendency is also seen in Krivekov’s study where the informants are conceptualized as either socially conditioned or self-determined, depending on the judgement of the activity. Secondly, is it possible to show how ‘meaning’ appears as important in Krivekov empirical work, but how, at the same time, it can only be treated as abstractum because of the study’s theoretically reductive foundation. An expansion of the motivation theory through the concept of meaning by Osterkamp is suggested as a solution to this individualizing conceptualization of motivation. Thirdly, we argue that the theoretical connection between meaning and societal ‘necessities’ leaves little opportunity to understand the culturally mediated negotiations about what should apply as meaningful. For that reason, we show possibilities for re-interpreting Krivekovs study in a semiotic perspective and thus for understanding the participation of the informants and Krivekov’s own work as a researcher as a part of societal struggles for recognition. Our hope is to, through this rearticulation of a concrete motivation study, bring the meaning back into motivation research.
Wenn Motivation als Steuerungsobjekt gesetzt wird in der Theorie und Praksis, begegnen sich subjektive und objektive Aspekte menschlicher Tätigkeit und aus diesem Grund ist die Motivationsforschung ein zentrales Feld, um Subjektivität zu verstehen. In diesem Artikel zeigen wir durch eine Reartikulation einer Schulverweisstudie (Krivekov, 2013), die Motivation als zentrales Erklärungsmittel setzt, auf Tendenzen und Probleme der Mainstream Motivationstheorien in einer Kritisch psychologischen und einer semiotischen Perspektive. Erstens zeigen wir, wie die Dichotomie zwischen Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Bedingtheit in dominanten Motivationstheorien oft entweder reproduziert oder vermieden wird. Diese Tendenz schlägt sich auch in Krivekovs Studie nieder, indem ihre InformantInnen als je nach Beurteilung einer Handlung entweder als sozial bedingt oder als selbstbestimmt konzeptualisiert werden. Zweitens lässt sich auch zeigen, wie ‚Sinn‘ sich durch Krivekovs empirische Arbeit als wichtig zeigt aber aufgrund der theoretisch verkürzten Grundlage nur als Abstraktum behandelt werden kann. Eine Erweiterung der Motivationstheorie durch den Begriff von Sinn durch Osterkamp wird als Lösung dieser individualisierenden Konzeptualisierung von Motivation vorgeschlagen. Drittens argumentieren wir, dass der theoretischen Bezug des Sinnes zu gesellschaftlichen ‚Notwendigkeiten‘ wenig Möglichkeit hinterlassen, die kulturell vermittelten Verhandlungen darüber, was als sinnvoll gelten soll, zu thematisieren. Darum zeigen wir auf Möglichkeiten durch eine semiotischen Perspektive, Krivekovs empirische Arbeit neu zu interpretieren und sowohl die Teilnahme der InformantInnen als Krivekovs Arbeit als Forschende als Teil gesellschaftlicher Anerkennungskämpfe zu verstehen. Wir hoffen durch dieser Reartikulation einer konkreten Motivationsstudies, die Motivationsforschung dazuzubringen, ‚den Sinn der Sache‘ im Auge zu behalten.
Abstract – English
When Motivation is set as intervention object in theory and practice, subjective and objective aspects of human activity encounter one another and therefore motivation research is a central field for understanding subjectivity. In this article, we will focus on a school expulsion study (Krivekov, 2013) which sets motivation as central explanatory means and through a rearticulation hereof show tendencies and problems in the mainstream motivation theories in a Critical psychological and a semiotic persepctive. First, we show how the dichotomy between self-determination and social/societal conditioning is often either reproduced or ignored in the dominating motivation theories. This tendency is also seen in Krivekov’s study where the informants are conceptualized as either socially conditioned or self-determined, depending on the judgement of the activity. Secondly, is it possible to show how ‘meaning’ appears as important in Krivekov empirical work, but how, at the same time, it can only be treated as abstractum because of the study’s theoretically reductive foundation. An expansion of the motivation theory through the concept of meaning by Osterkamp is suggested as a solution to this individualizing conceptualization of motivation. Thirdly, we argue that the theoretical connection between meaning and societal ‘necessities’ leaves little opportunity to understand the culturally mediated negotiations about what should apply as meaningful. For that reason, we show possibilities for re-interpreting Krivekovs study in a semiotic perspective and thus for understanding the participation of the informants and Krivekov’s own work as a researcher as a part of societal struggles for recognition. Our hope is to, through this rearticulation of a concrete motivation study, bring the meaning back into motivation research.
Bidragets oversatte titel | Sagens mening: en immanent kritik af den pragmatiske omgang med motivation |
---|---|
Originalsprog | Tysk |
Titel | Forum Kritische Psychologie Spezial – »ask them why« : Ausgewählte Beiträge der Ferienuni Kritische Psychologie 2018 |
Redaktører | Nora Dietrich, Thomas Dohmen, Theresa Huber, Till Manderbach, Daniel Schnur, Daniil Serko, Stephan Trautner, Eileen Wengemuth |
Antal sider | 18 |
Udgivelsessted | Hamburg |
Forlag | Argument-Verlag GmbH |
Publikationsdato | 2020 |
Sider | 83-101 |
ISBN (Trykt) | 9783867546058 |
Status | Udgivet - 2020 |
Begivenhed | 11.Ferienuni Kritische Psychologie - Alice Salomon University of Applied Science, Berlin, Tyskland Varighed: 11 sep. 2018 → 15 sep. 2018 Konferencens nummer: 11 https://2018.ferienuni.de/programmuebersicht/?fbclid=IwAR3xUtWL4whgO-qncwnN9H2R7XbORzoKu_LxYCeg542COg9DDqZ56xzZQfI (Programoversigt) |
Konference
Konference | 11.Ferienuni Kritische Psychologie |
---|---|
Nummer | 11 |
Lokation | Alice Salomon University of Applied Science |
Land/Område | Tyskland |
By | Berlin |
Periode | 11/09/2018 → 15/09/2018 |
Andet | Die Ferienuni versucht stets den Spagat, dass sowohl Menschen, für die dies der erste Kontakt mit Kritischer Psychologie ist, als auch Menschen, die sich schon lange damit beschäftigen, nach der Ferienuni mit mehr Erkenntnissen, Ideen und Anregungen nach Hause gehen. Daher haben wir uns bemüht, dass es neben weiterführenden Veranstaltungen immer mindestens zwei Veranstaltungen auf einführendem Niveau gibt.<br/><br/>Diese Einführungsveranstaltungen sollen die Möglichkeit bieten, Inhalte aus dem Psychologiestudium kritisch zu hinterfragen, sich die Grundbegriffe der Kritischen Psychologie anzueignen und Fragen zu stellen.<br/><br/>Bei vielen der weiterführenden Veranstaltungen werden Grundbegriffe der Kritischen Psychologie als bekannt vorausgesetzt und das Bestreben ist eher, einen bestimmten Aspekt genauer zu beleuchten und zu vertiefen, aktuelle Anwendungsbeispiele und Weiterentwicklungen zu diskutieren sowie die Kritische Psychologie in Dialog mit anderen Wissenschaften zu bringen.<br/><br/>Obwohl die Kritische Psychologie diese Trennung selbst häufig kritisiert, haben wir uns aus pragmatischen Gründen dazu entschlossen, die weiterführenden Veranstaltungen in die drei Stränge Forschung, Praxis und Gesellschaft zu unterteilen. Oft überschneiden sich diese natürlich, aber wir wollten euch die Möglichkeit geben, vorher einschätzen zu könne, wo der Schwerpunkt einer Veranstaltung liegt.<br/><br/>Im Strang Forschung geht es einerseits um konkrete kritisch-psychologische Forschungsprojekte, aber auch um Kritik bestimmter Wissenschaftspraktiken. Ein weiteres Thema sind die erkenntnistheoretischen Hintergründe von Psychologie im Allgemeinen und Kritischer Psychologie im Besonderen. Wo sind Möglichkeiten und Grenzen des Dialogs mit anderen Wissenschaften?<br/><br/>Im Strang Praxis geht es um die psychosoziale Arbeit von kritischen Psycholog*innen, Sozialarbeiter*innen und verwandten Berufen. Wie lässt sich Kritische Psychologie anwenden? Auf welche Probleme und Widersprüche stoßen Beschäftigte in ihrer täglichen Arbeit?<br/><br/>Im Strang Gesellschaft geht es um aktuelle Kämpfe und Probleme. Was kann Kritische Psychologie zum Verständnis von gesellschaftlichen Strukturen beitragen? Wie kann ich die Tendenz von Menschen, sich rechten Bewegungen anzuschließen, verstehen, ohne gesellschaftliche Verhältnisse zu psychologisieren?<br/> |
Internetadresse |
Navn | Forum Kritische Psychologie - Neue Folge |
---|---|
ISSN | 0720-0447 |
Emneord
- Motivation
- Kritisk Psykologi
- Eksklusion
- Subjektivitet